Bürgermeister
Liebe Leser und Gäste,
Die Oberschule Strehla etablierte sich als wichtiger Standort und verlässlicher Partner für die weiterführende, berufsvorbereitende Schulbildung der Region. Anteil daran hatten die Lehrkräfte, die Schulsozialarbeit, die städtischen Angestellten, die Eltern sowie die Kinder- und Jugendlichen selbst. Aber auch die Stadt Strehla unternahm enorme Anstrengungen zur Sicherung und Fortentwicklung der Einrichtung.
Der gute Ruf ist aufgrund der akuten Personalsituation zunehmend gefährdet. Trotz frühzeitiger Ankündigung seitens der Schulleitung über das altersbedingte Ausscheiden von Lehrkräften und eines Besuches des Ministerpräsidenten sowie des Staatsministers für Kultus verschlechterte sich die Ausstattung mit Lehrpersonal deutlich. Die verbleibenden Lehrer versuchen die Lücken zu stopfen und gelangen an ihre Belastungsgrenze.
Damit ist der grundlegende berufsvorbereitende Unterricht gefährdet. In einer Region mit bedeutsamen industriellen Arbeitgebern wie der Wacker Chemie AG in Nünchritz, dem größten Chemiearbeitgeber Sachsens, der FERALPI-Stahl-Gruppe in Riesa, der Mannesmann Röhrenwerk GmbH in Zeithain, dem Stahlwerk der ERVIN Germany GmbH in Glaubitz, der Neways Electronics Riesa GmbH oder dem Reifenwerk Riesa der Goodyear Germany GmbH und mit einem hohem Arbeitskräftebedarf fehlt folglich eine wichtige Säule als Voraussetzung für die solide, fachlich fundierte Ausbildung und Mitarbeitergewinnung.
In meinen Augen bewirkte und bewirkt die Unfähigkeit der zuständigen Niederlassung des Landesamtes für Schule und Bildung in Dresden bei der Nachbesetzung von Lehrerstellen im Oberschulbereich eine zunehmende Gefährdung eines bedeutsamen industriellen Zentrums unseres Bundeslandes. So ist es nicht mehr einsehbar, dass man z.B. bei Wacker Chemie einerseits jahrelang händeringend nach (angehenden) Chemikanten sucht und man andererseits jahrelang nicht in der Lage war, den Chemieunterricht in einzelnen Klassenstufen anzubieten, weil man keinen einzigen Chemielehrer an der Schule hatte! Hier sollte eine nachdrückliche Priorisierung bei der Stellenbesetzung, auch gegenüber anderen Regionen, erfolgen!
Wir alle sind uns bewusst, dass es nicht genügend Lehrer gibt. Jeder zieht an einem anderen Ende desselben Tischtuches. Oftmals ist es aber so, dass das Tuch dort als erstes reißt, wo man am kräftigsten zerrt. Hierzu ist insbesondere der industriell geprägte, ländliche Raum der Region Riesa und Oschatz gezwungen. Die Folge ist, dass die abgerissene, kurze Ecke bei dem verbleibt, der eigentlich mehr davon benötigt.
Daher entschieden sich die Stadtverwaltung, der Stadtrat und die Elternvertreter für die Formulierung einer Petition, um gemeinsam auf die Unzulänglichkeit dieser Entwicklung hinzuweisen und um gemeinsam die Umsetzung von kurz- und mittelfristige Maßnahmen zu erreichen. Unser Ziel ist es, auch die umliegenden Gemeinden mit ins Boot zu holen. Der Erfolg ist ungewiss. Aber ich empfinde es dennoch als meine Pflicht, jungen Menschen eine adäquate, zukunftsorientierte Ausbildung zu ermöglichen, die ihnen Chancen für die Zukunft, auch in unserer Region, eröffnen. Ich hoffe auf Ihre weitere Unterstützung. Den Wortlaut der Stellungnahme des Stadtrates und der Petition des Elternrates finden Sie in der aktuellen Ausgabe des Tageblattes.
Bis zum nächsten Mal
Ihr
Jörg Jeromin
Bürgermeister
Positionspapier der Stadt Strehla - Die Spaltung zwischen Stadt und Land durch Stärkung des ländlichen Raumes überwinden
Sehr geehrte Damen und Herren,
zu Recht rückte mit der Kabinettsumbildung der ländliche Raum in den Fokus eines ganzen Bündels von Maßnahmen. Sorge bereitet uns das weitere Auseinanderdriften zwischen Stadt und Land, welches sich zunehmend auch in den Köpfen verankert und als gegeben hingenommen wird. Diese Tendenz gefährdet die nachhaltige Entwicklung des gesamten Freistaates und den Zusammenhalt der Menschen. Der ländliche Raum droht, unter die Räder zu kommen.
Die Vertreter der Stadt Strehla formulierten daher das Positionspapier Regionalplanung, zentralörtliche Funktion und kommunaler Finanzausgleich. Wir nutzen den frischen Schwung der Debatte, um zu einer sachlichen Diskussion und zur Verbesserung der Problemlage beizutragen. Das Positionspapier wurde in der Sitzung des Stadtrates der Stadt Strehla am 19. Februar 2019 einstimmig beschlossen.
Gern sind wir bereit, unsere Anregungen und Beobachtungen mit Vertretern und Verantwortlichen aus der Bürgerschaft, aus der Verwaltung, aus der Wirtschaft, aus den Spitzenverbänden oder aus der Politik zu erörtern.
Das Positionspapier plus Anlagen finden sie unten als Downloadlink.
Mit freundlichen Grüßen
Stadt Strehla
Jörg Jeromin
Bürgermeister